loading
Wir nutzen Cookies zur Verbesserung unseres Webauftritts. Informationen zu Ihrer Nutzung werden daher an Google übermittelt.
Details ansehen.OK
Kategorie: Berufsfelderkundung

Interview mit Annette Klaus – Editorin am Springer Verlag

Made with Clipchamp

Transkription

Mascha: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich finde es richtig cool, dass wir jetzt auch
deinen Job vorstellen können. Ich freue mich total, dass wir uns auch wieder sehen können online.

Annette: Ja, ebenso. Danke auch für die Einladung. Finde ich eine super Initiative.

Mascha: Vielleicht kannst du dich einfach ganz kurz selber vorstellen. Wo du gerade bist. Von wo du
sprichst.

Annette: Ich bin Annette Klaus. Ich sitze gerade in Heidelberg. Hier ist auch mein Büro, von wo aus ich
arbeite. Ich arbeite für den Springer Verlag, welcher insgesamt zu Springer Nature gehört. Die sind
2016 zusammen geschmolzen.

Mascha: Und du bist auch Tierärztin. Wir haben beide haben uns auch auf einem Kongress für
Tierärzt:innen kennen gelernt. Wann hast du denn studiert und warum hast du es überhaupt
angefangen?

Annette: Ich habe von 2006 – 2012 studiert. Ist also schon eine Weile her. An der Tierärztlichen
Hochschule in Hannover und vorher habe ich 1 Jahr Medienwissenschaften studiert. Da klingt es
vielleicht schon ein bisschen durch. Mich hat schon immer beides gereizt. Journalismus und
Wissenschaft mit Tieren oder Wildtieren. Bei den Medienwissenschaften hat mir letztendlich das
Inhaltliche gefehlt, also das Naturwissenschaftliche und deshalb habe ich mich für das
Tiermedizinstudium entschieden.

Mascha: Hast du dir explizit Hannover ausgesucht oder war das eher ein bisschen Zufall, dass du dort
hingekommen bist?

Annette: Gute Frage. Die Studienplatzvergabe ist ja jetzt anders. Ich hatte das Glück über den NC
reinzukommen. Deshalb war das für mich nicht so schwierig und ich musste nicht warten. Hannover
war es damals, weil es nicht ganz so weit von der Heimat entfernt gewesen ist. Ich komme nämlich
aus NRW. Unterm Strich war dann Hannover attraktiver.

Mascha: Würdest du sagen du warst mit deiner Entscheidung zufrieden? Sowohl den Standort
betreffend als auch das Studium an sich? Hat sich die Idee, mit der du ins Studium reingegangen bist
verändert oder ist es relativ gleich geblieben?

Annette: Ich habe ja nicht so arg den Standortvergleich. Ich bin auf alle Fälle zufrieden mit dem, was
ich gemacht habe. Ich finde das Praktische hätte einen größeren Schwerpunkt haben können im
Studium. Ich weiß nicht, inwiefern die Standorte unterschiedlich hinsichtlich dessen sind.
Ich wollte eigentlich immer etwas im Bereich Wildtiermedizin oder Exotenmedizin machen. Und das
hat sich während des Studiums auch nicht stark verändert. Ich wollte immer ein Forschungsprojekt
oder etwas ähnliches in dem Bereich machen und davon berichten, erfahren und lernen. Das Studium
hat mir aber zusätzliche Bereiche eröffnet, an die ich vorher noch nicht gedacht hatte. Also bin ich
nicht komplett umgeschwenkt. Aber z.B. Versuchstierkunde hatte ich vorher gar nicht auf dem Radar.
Oder auch die Industrie. Und da gab es ein paar Möglichkeiten oder Wahlpflichten, sodass sich der
Blick erweitern konnte.

Mascha: Und nach dem Studium – was waren deine ersten Ideen oder Gedanken, wo es hingeht. Du
hast es ja schon ein wenig angesprochen. Es haben sich am Ende des Studiums für dich noch mehr
Optionen ergeben bzw. eröffnet. Was hast du denn dann tatsächlich erstmal angefangen?

Annette: Zu meinen ersten Schritten: ich habe das alles parallel organisiert. Als ich also wirklich fertig
war mit dem Studium wusste ich schon, was ich machen werde. Ich habe mir die Doktorarbeit im
Praktischen Jahr schon organisiert. Sprich Kontakte geknüpft und Optionen eruiert. Sodass ich mit
dem Abschluss nicht planlos war, sondern sofort starten konnte. Das war aufwendig, aber hat sich
gelohnt, damit es nahtlos übergehen konnte.

Mascha: Und deine Doktorarbeit – was war dein Thema und warum hast du dich überhaupt für eine
Doktorarbeit entschieden? Gab es bestimmte Kriterien warum du dich für und gegen was andere
entschieden hast?

Annette: Das Thema der Doktorarbeit war im Bereich der Wildtiermedizin in Verbindung mit der
Zoologie und Parasitologie. Ich habe ganz klassisch online gesucht, Leute gefragt… im Prinzip hatte
mich eine Kommilitonin auf das Institut gebracht, weil sie dort mal eine Wahlpflicht gemacht hat.
Dadurch wusste ich, dass das Institut Auslandskontakte hat. Damals war es Madagaskar. Ich habe
dann Kontakt aufgenommen und im Gespräch erfahren, dass sie diverse Forschungsschwerpunkte
haben und ich konnte mir im Enddefekt aussuchen was ich machen wollte.
Zu der Frage bezüglich PhD vs. Doktor. An der TiHo, soweit ich weiß, gab es damals nur drei PhD
Programme, die mich aber inhaltlich nicht so gepackt haben. Das war nicht unbedingt das, was mich
interessiert hat. Im Enddefekt vom Aufwand her – ich habe meine Doktorarbeit mit 2 Publikationen
abgeschlossen. Vom Arbeitsaufwand wäre das wahrscheinlich auch ein PhD gewesen, aber das weiß
man vorher nicht. Aber es gab bestimmte Rahmenbedingen usw.. Ich hatte zu Beginn meiner
Doktorarbeit erstmal eine Auslandsphase. Also habe mich um ein Stipendium gekümmert, war im
Feld Proben sammeln und das hat dann einfach nicht gepasst mit einem PhD. So war ich mit der
Doktorarbeit flexibler.

Mascha: Du hast jetzt den Auslandsaufenthalt angesprochen. Wie genau sah das dort aus? Was für
einen Zeitumfang kann man sich vorstellen?

Annette: Ich war in Malaysia auf Borneo. Insgesamt waren das 5-6 Monate. Komplett im Feld. Das
Gute war, dass die Kooperation zwischen dem Institut und der Einrichtung vor Ort schon bestand. Das
ist natürlich hilfreich, wenn bereits Strukturen und Erfahrungen bestehen. Wenn man auch mit
jemandem sprechen kann, der schonmal dort gewesen ist. Z.B. andere Doktoranden. Im Prinzip habe
ich dort in einem Camp gelebt, was schon fast luxuriös in einem Wald war. Luxuriös in der Hinsicht,
dass es ein Haus gab und Wasser, aber nur kaltes. Es gab ein paar Stunden am Tag Strom über einen
Generator. Es war super spannend, weil die Biodiversität dort riesig ist, verschiedene Projekte laufen
und man gute Einblicke bekomme kann. Die Kooperation bestand bereits und so konnte ich in ein
laufendes Projekt mit einsteigen und mitformen. Ich habe an Nasenaffen gearbeitet und Kotproben
von denen gesammelt, sowie versucht die Tiere im Wald zu finden mit einer Kollegin zusammen.

Mascha: Und die Kollegin war eine von vor Ort oder vom deutschen Institut, die mitgekommen war?

Annette: Die war schon in der Zoologie beschäftigt. Eine Biologin – eine gute Freundin von mir. Sie
war schon integriert, das war toll. Denn als ich mich vorgestellt habe im Institut, konnte ich mit ihr
sprechen und von ihr erfahren wie es vor Ort ist, weil sie schonmal dort gewesen war.

Mascha: Das ist ja tatsächlich interdisziplinär gewesen. Was waren für dich die Aha-Momente oder
vielleicht Überraschungen? Wie ist dir diese interdisziplinäre Arbeit aufgefallen?

Annette: Ich finde wir haben uns super ergänzt. Jeder bringt Wissen und Erfahrungen mit. Interessant
war auch zu erfahren was andere Biologen, also ihre Kolleg:innen, machen und in welchen Bereichen
sie arbeiten. Ich habe es als sehr bereichernd empfunden. Sich auch nicht nur im Bereich der
Tiermedizin zu unterhalten, anderen Input zu bekommen und andere Sichtweisen kennen zu lernen.
Sie hat eben andere Dinge beleuchtet als ich. Ich habe mehr das Tiermedizinische und
Parasitologische untersucht. Und sie mehr Vokalisation oder Verhalten. So ist es auch möglich aus
einem einzelnen Projekt verschiedene Aspekte herauszuziehen und zu untersuchen, obwohl man die
gleichen Tiere beobachtet.

Mascha: Wenn du jetzt einen Studenten oder Studentin vor dir hättest, die auch ganz am Anfang mit
ihren Ideen stehen und Plänen stehen – was wären jetzt mit deinen persönlichen Erfahrungen Tipps
und Hinweise wie man aus diesem Sammelsurium an Optionen das findet was zumindest am Anfang
zu einem passt. Gibt es da Fragen, die man sich am besten stellen kann oder Herangehensweisen, die
du empfehlen würdest?

Annette: Generell bin ich persönlich immer gut damit gefahren das zu verfolgen, was mir Spaß macht,
was mich interessiert. Ich würde mir überlegen was hat mir im Studium besonders gut gefallen hat,
welche Wahlpflicht oder welches Team. Wer hat den Kurs ganz toll gemacht oder wo habe ich wirklich
was gelernt oder wo durfte ich was machen? Also man sollte sich überlegen, was das Potenzial hat,
dass man etwas lernt was einen interessiert. Welche Vorlesungen fand ich spannend oder mit
welcher Person könnte ich mir vorstellen zusammen zu arbeiten? Und auch einfach mal
nachzufragen. Wenn man sich für eine Sache entscheidet, dann ist das ja nicht in Stein gemeißelt.
Man wird ja nicht die nächsten 40 Jahre das gleiche machen. Also vielleicht einfach irgendwo mal
starten. Aber auch Formale Sachen sollte man überlegen: Finanzierung sollte man hinterfragen. Wie
kann das organisiert werden? Muss ich mich selber darum kümmern? Für wie lange besteht die
Finanzierung? Aber ganz ganz wichtig ist, denke ich, mit welchen Menschen kann ich gut
zusammenarbeiten?

Mascha: Nachdem du die Doktorarbeit abgeschlossen hast, bist du dann am Zoologie Institut
geblieben? Was kam denn danach?

Annette: Ich hatte dort eine Stelle am Institut. Das ist vielleicht auch interessant. Wenn man das
kombinieren kann: Doktorarbeit und Anstellung. Ich habe dort dann Lehre mitgemacht, Vorlesung
gehalten und mich um die Tiere im Institut gekümmert. Ganz klassisch lief die Stelle irgendwann aus
und ich musste schauen, wo ich dann bleibe. Meine Doktorarbeit war zu dem Zeitpunkt noch nicht
beendet. Und dann habe ich mich nach offenen Stellen umgeschaut. Im Tierärzteblatt, auf
Jobplattformen, online. Auch speziell zu Wildtierbereich. Dabei bin dann auf den Springerverlag
gestoßen. Es ging relativ nahtlos ineinander über von Doktorarbeit zum Springerverlag.

Mascha: Auf welcher Platform hast du dann die Stelle beim Springerverlag gefunden?

Annette: Ich glaube es war tatsächlich ganz klassisch stepstone oder monster. Ich meine sogar mein
Freund hat mir die Stelle gezeigt, weil er mir bei der Suche geholfen hat.

Mascha: War für die Stelle explizit eine Tiermedizinerin gefragt?

Annette: Ja, tatsächlich. Weil wir für unsere Stellen, die Editoren, i.d.R. Fachkräfte haben. Für das
Buchprogramm in der Tiermedizin wurde extra eine Tiermediziner:in gesucht. Gerne auch mit
Publikationserfahrung, also eigener wissenschaftlicher Arbeit.

Mascha: Kannst du nochmal kurz zusammenfassen was du eigentlich beim Springerverlag tust als
Tierärztin?

Annette: Also meine Jobbezeichnung ist Editorin und ich betreue das englischsprachige
Buchprogramm komplett für die Tiermedizin und die Parasitologie. Also unser internationales
Programm. Programmbetreuung heißt, ich überblicke was wir haben, was wir brauchen. Wenn
jemand eine Idee hat, sei es ein Professor oder praktizierende Tierärztin, die an uns herantreten,
dann begleite ich diese. Von der Idee bis zur Publikation. Oder ich suche aktiv nach Lücken und
interessanten Projekten, die sich umsetzen lassen.
Ich bin Schnittstelle zwischen den Expert:innen draußen und dem Verlag innen. Wie ein Servicepoint.
Ich bin aber auch Qualitätskontrolle.

Mascha: Wenn du jetzt gerade gemeint hast, dass du auch nach Nischen suchst. Gibt es da etwas das
du aktuell schon verfolgst?

Annette: Manche Ideen sind vielleicht zu vertraulich. Aber wir beide haben uns ja in Taiwan auf der
Konferenz getroffen und dort habe ich ganz spannende Themen im Bereich Exotenmedizin gefunden.
Wo man eventuell diagnostisch was machen könnte. Aber auch zu Klimaveränderung,
lebensmittelliefernden Tiere und Alternativen zu Fleisch, Impfstoffentwicklung. Also ganz aktuelle
Themen. Es kann wirklich alles sein.

Mascha: Würdest du sagen, dass das eine Jahr Studium der Medienwissenschaft vor der Tiermedizin
sich ausgezahlt hat? Das du dort etwas mitnehmen konntest was dir später geholfen hat?

Annette: Vielleicht nicht wirklich inhaltlich. Aber da ich mich für die Richtung interessiert habe, hatte
ich auch Praktika in dem Bereich gemacht und z.B. in einer Lokalzeitung gearbeitet. Ebenso auch in
einer Werbeagentur. Sprich verschiedene journalistische Praktika gemacht habe. Die haben mir
vielleicht eher geholfen. Weil ich dann auch z.B. in meinem Bewerbungsverfahren für den
Springerverlag eine Leseprobe hatte.

Mascha: Was würdest du sagen ist aktuell der spannendste Teil deiner Arbeit beim Springerverlag?

Annette: Ganz generell mit so unterschiedlichen Leuten zu arbeiten. Wen man von extern alles
treffen und sprechen kann. Aber auch intern, die ganzen Abteilungen, die wir haben. Oder auch mal
eine schwierige Unterhaltung zu haben und zu meistern. Also im Grunde das Portfolio an Menschen
kennen zu lernen. Und auch die Diversität der Produkte. Man kann ja beispielsweise einen Atlas mit
ganz vielen Bildern realisieren oder ein Textbuch mit Videos oder digitale Lernkarten. Auch das man
kreativ sein kann, wenn man den Titel oder das Cover mitgestaltet. Genauso spannend sind auch die
Dienstreisen und dass man sich auf Konferenzen fortbilden kann und am Ball bleibt.

Mascha: Du hast dich jetzt schon ein paar Jahre in der Tiermedizin-Bubble aufgehalten. Gibt es
etwas, wo aus deiner Sicht, die Tiermediziner:innenschaft etwas ändern sollte?

Annette: Wenn ich ans Studium denke, dann fällt mir der Praxisanteil an. Ich hatte z.B. ganz spät im
Studium einen eigenen Patienten mit echten Besitzern, für die ich zuständig war. Eine Freundin war
mal in Schweden oder Finnland, wo das deutlich anders gehandhabt wurde. Da haben die
Studierenden das viel früher gemacht. Also wünsche ich mir, dass mehr erlaubt wird. Mehr
Praxiseinblick ermöglicht wird, sodass man mehr praktisch kann, wenn man fertig ist.
Was noch? Transparenz, Offenheit, Teilen.
Im Studium fand ich spannend: wir hatten eine kurze Reihe zu möglichen Berufsfeldern. Ich weiß
nicht, ob andere Einrichtungen so etwas auch anbieten. Ich fand das damals toll und auch noch
weiter ausbaufähig. Zumindest fürs Studium sind das so meine Ideen.
Für die Tierärzteschaft weiß ich es nicht genau. Ich finde es einfach spannend, dass meine Freunde,
mit denen ich studiert habe alle etwas anderes machen und das ist sehr bereichernd. Einer ist in der
Versuchstierkunde, eine ist in der Praxis, egal ob Klein oder Groß. Wir machen alle etwas anderes.

Mascha: Okay, so langsam kommen wir dem Ende zu. Meine allerletzte Frage wäre noch, was für dich
für die 2. Hälfte des Jahres ansteht.

Annette: Eine spannende Konferenz steht tatsächlich an. Da geht es um „animal production“ in
Frankreich, in Lyon Ende August. Dort werde ich keinen Stand haben, sondern als richtige
Teilnehmerin unterwegs sein und Leute treffen. Aber mir auch ganz viel anhören – darauf freue ich
mich. Vom Fisch zur Biene, von der Kuh und Alternativen. Das finde ich sehr spannend.
Dann sind wir eingeladen worden vom Team eines Retailers (Einzelhandel) – eine
Wiederverkaufsplatform – bei einem Marketing-Webinar mitzumachen. Unsere Bücher gibt es ja
nicht nur bei uns, sondern auch auf anderen Platformen. Wir dürfen dort ein bisschen von unserem
Programm erzählen. Das Ende des Jahres wird spannend – ähnlich wie das hier wird es ein Interview
geben. Dann aber live und Teilnehmende können Fragen stellen. Das sind alles Dinge, auf die ich mich
freue!

Mascha: Schön! Das hört sich toll an. Ich bin gespannt, wo wir uns nochmal begegnen werden. Es hat
mich sehr gefreut jetzt nochmal mehr im Detail zu hören wie deine Karriere verlaufen ist und ich bin
sehr gespannt zu sehen wie lange du beim Springerverlag bleibst oder irgendwann eine neue
Entscheidung triffst und eine neue Tür für dich aufgehen wird.

Annette: Ja, Danke auch dir für das Interview. Ich hoffe es ist hilfreich für irgendjemanden, der
Inspiration oder Ideen finden kann. Danke für die Einladung!