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Kategorie: Kuhlumne

Rekordstier aus dem Allgäu

Wälder, weitläufige Weiden, Pferde, Kühe und ganz viel Landwirtschaft – das idyllische Allgäu im Süden Deutschlands verschafft uns noch ein Bild des malerischen Landlebens.

Wer auf diesem Pflaster, egal ob auf Baden-Württembergischer oder Bayerischer Seite, bereits ein Praktikum absolviert hat, weiß, dass es vor allem auch um Zucht geht. Mir ist das in meinem kleinen kurativen Praktikum vermehrt bei den Pferden aufgefallen, jedoch ist die Rinderzucht dort auch stark vertreten.

In Ruderatshofen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Kempten, betreibt Michael Eberle einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem er sich mit der Fleckviehbullen-Zucht befasst.

Bereits im Juli 2018 verkaufte er auf dem Weilheimer Zuchtviehmarkt seinen Stier „Weitblick“ im Wert von 151 000 Euro. Letztes Jahr im Februar, als die genomische Zuchtwertschätzung seiner ersteigerten Kälber eintrudelte, traute er seinen Augen kaum. Seinem Stierkalb „Senator“ wurden gigantische Voraussetzungen attestiert. Somit bekam der kleine Stier ab diesem Tag eine Sonderbehandlung, denn es sollte nicht an einer mangelhaften Aufzucht scheitern.

Am 7. Oktober 2022, wieder in der Weilheimer Hochlandhalle in Oberbayern, war es dann letztendlich so weit: „Senator“ war an der Reihe. Eberle hätte sicher mit mindestens 50 000 Euro gerechnet und auch mit 80 000 wäre er schon übermäßig zufrieden gewesen. „Senator“ brachte ihm jedoch das doppelte ein – für ganze 159 000 Euro wurde der Stier letztendlich vom Besamungsverein Nordschwaben in Hochstädt gekauft. Das war bisher der höchste Preis für einen Stier, der in der Weilheimer Hochlandhalle verkauft wurde.

 

Quelle: https://www.merkur.de/bayern/schwaben/kaufbeuren-kreisbote/deckstier-senator-bringt-159-000-euro-91067752.html

 

Letztes Jahr wurde dem Spitzenreiter-Fleckviehbullen, der für 166 000 Euro verkauft wurde, Konkurrenz gemacht. Somit ist „Senator“ der zweitteuerste Fleckviehbulle, der jemals verkauft wurde.

 

Doch warum konnte Senator so teuer verkauft werden?

Das verrät uns seine Genetik: sein Vater „Sisyphus“ ist ein bekannter und erfolgreicher Fleckviehbulle. Er zeugte etwa 80 000 Nachkommen auch in weit entfernten Ländern, wie Peru, Neuseeland, England und so weiter. Der Besamungsverein erhofft sich auch von „Senator“ internationalen Export. Aber auch die Mutter ist von entscheidender Bedeutung, denn es geht vor allem um die Merkmale weiblicher Tiere, die der Stier in sich trägt, wie zum Beispiel Milchleistung und Muttereigenschaften. „Senators“ Mutter und Großmutter sind Vorzeigekühe, in Bezug auf Milchleistung, Verhalten, Fruchtbarkeit und Klauengesundheit. Der Besamungsverein Nordschwaben prognostizierte, dass seine Töchter mittelrahmig, gut bemuskelt und mit fehlerfreien Fundamenten ausgestattet sein werden.

 

Doch was sind denn überhaupt die Anforderungen an ein Fleckviehrind?

Fleckviehtiere sind eine Zweinutzungsrasse, sie können zur spezialisierten Milchproduktion, sowie als Mutterkühe eingesetzt werden. Sie sind sowohl als Reinzucht, als auch in Kreuzungen mit anderen Rassen vor allem als „Simmental“ bekannt. Diese Tiere können sich hervorragend an die unterschiedlichsten Voraussetzungen anpassen und sind sehr robust.

Wie vorher bereits erwähnt, zeichnen sich Fleckviehtiere durch ein stabiles Fundament aus. Die optimale Fleckviehkuh hat eine starke Vorderhand und ausreichend Rücken- und Keulenmuskulatur, auch an der Laktationsspitze. Dies ist sehr wichtig, da Kühe insbesondere in der Laktationsphase schnell abmagern können, durch die negative Energiebilanz. Damit gehen so einige Krankheiten, wie Ketose oder diverse Entzündungen durch ein geschwächtes Immunsystem. Auch das Euter weist einige Vorteile auf: es ist fest angesetzt und hat einen ebenen Euterboden. Dieser hängt auch nach mehreren Laktationen noch über dem Sprunggelenk. Das ist der Grund für die gute Eignung als Mutterkuh, da Kälber bei einem tiefhängenden Euter die Milch nur schwer aufnehmen könnten.

International wird Fleckvieh vor allem in der Mutterkuhhaltung eingesetzt, wegen ihrer hervorragenden Muttereigenschaften und der Milchleistung, die zu hohen Absatzgewichten führt. Besonders die genetisch hornlosen Tiere erhalten immer höheres Ansehen.

 

Die Milchleistung der Herde kann von 7000 kg bis auf über 10 000 kg steigen, je nach Fütterungsintensität. Bis zur 5. Laktation steigt die jährliche Milchleistung einer Fleckviehkuh an. Eine weitere Besonderheit ist die gute Eutergesundheit der Fleckviehrasse.

Die männlichen Kälber vieler reinen Milchkuhrassen sind für Landwirte ein finanzieller Verlust, denn der Fleischansatz dieser Tiere ist nicht ausreichend und somit können sie sie nur für wenig Geld verkaufen. Die männlichen Fleckviehkälber hingegen sind frohwüchsig und somit ein Zusatzerlös für spezialisierte Milchproduzenten.

Das langfristige Zuchtzeil ist vor allem auf die Gesundheit und lange Nutzungsdauer der Tiere ausgelegt. Dabei fließen die Fitnessmerkmale zu 40% in den Gesamtzuchtwert ein.

 

Aus den Erläuterungen wird klar, dass das Fleckvieh durch seine Doppelnutzung für Milch und Fleisch und seine Robustheit divers einsetzbar ist. So können wir also stolz sein auf unserer Hervorragenden Fleckviehbullen aus dem Allgäu, dessen Nachkommen mit hoher Wahrscheinlichkeit weltweit zu finden sein werden.

 

Quellen:

https://www.asr-rind.de/rinderrassen/deutsches-fleckvieh.html

https://www.welt.de/regionales/bayern/article234520752/159-000-Euro-fuer-Superbullen-Senator.html

https://www.allgaeuer-zeitung.de/allgaeu/marktoberdorf/zuchtviehmarkt-fleckviehbulle-senator-aus-rudratshofen-erzielt-rekordpreis_arid-337303

https://www.merkur.de/bayern/159-000-euro-fuer-superbullen-senator-zr-91063211.html

 

Anne Meglic