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Katgeorie: Kuhlumne

Einmal online und zurück.

Die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen und ihre Chancen und Herausforderungen für den bvvd e.V.

Von Sarah Heynen.

 

Endlich sehen wir uns wieder!

Die letzte Mitgliederversammlung liegt gerade ein paar Wochen zurück und war endlich wieder in Präsenz. Endlich haben wir uns alle mal wieder gesehen!

„In Präsenz“ – auch eine dieser Bezeichnungen, die vor der Pandemie eher weniger im aktiven Wortschatz der Ehrenamtlichen des bvvd war. Denn eine Mitgliederversammlung war früher selbstverständlich „in Präsenz“, das musste man nicht dazusagen, wie bei so vielen anderen Veranstaltungen unseres Studierendenalltags, wie Vorlesungen, Übungen, Klausuren, Seminaren und Weiterbildungsangeboten. Aktuell ist es für uns und viele andere Vereine selbstverständlich diese Veranstaltungsform mit anzugeben.
Und was haben wir uns gefreut, dass wir uns getroffen haben, uns von Angesicht zu Angesicht austauschen konnten und auch wirklich mal kennenlernen durften! Bei aller Freude habe ich aber vor allem auch eines insbesondere im Vorfeld gedacht: Arbeit.

Der bvvd hat sich einmal komplett virtualisieren müssen. Auch das Kennen viele von uns aus den letzten Jahren auch aus anderen Bereichen und wissen, wieviel Arbeit das kostet.

 

 

Herausforderungen

Kann man in zwei Jahren Arbeitsabläufe verlernen? In Bezug auf unseren Studierendenverband bedeuten zwei Jahre eine ziemlich lange Zeit – und ziemlich viele neue Ehrenamtliche. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gab es personellen Wechsel in nahezu jeder Arbeitsgruppe und in jeder Standortvertretung unseres Verbandes, mit Ausnahme der AG Interprofessionalität und dem Standort Berlin. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass all diese motivierten Studierenden die Aufgaben, Projekte, Veranstaltungen und das Mitwirken des bvvd gar nicht oder nur sehr wenig „vor Corona“ überhaupt kennenlernen konnten.

Und so standen wir nun da, vor einer 24. Mitgliederversammlung, die eigentlich auch irgendwie eine „Erste“ war mit einem erweiterten Vorstand, der zum größten Teil nie zuvor eine Veranstaltung dieser Größe selbst geplant und durchgeführt hatte. Zum Glück gab und gibt es immer noch einige Alteingesessene, die uns im Hintergrund unterstützt und begleitet haben. Ohne deren Rückhalt wäre die Nervosität womöglich noch viel größer gewesen.

Umso dankbarer sind wir, dass diese Menschen trotz der digitalen Barriere und fehlendem persönlichen Kontakt zu den anderen Ehrenamtlichen bereit waren, sich bei uns einzubringen. Dasselbe Prinzip begleitet uns nun bei vielen Terminen auf unserer Agenda: Ein „erster“ Kongressstand beim LTK, eine „erste“ Teilnahme an einem Round Table mit Dekan:innen der Universitäten, ein „erstes“ persönliches Kennenlernen unserer Kooperationspartner:innen – obwohl viele unserer aktiven Ehrenamtlichen nun schon über ein Jahr dabei sind.

Man könnte nun meinen, dass es auch in präpandemischen Zeiten beim bvvd irgendeinen Punkt gab bei dem auf einmal vieles neu für die Engagierten gewesen ist. Das ist sicherlich auch damals schon so gewesen – nur war früher eben eine deutlich größere Gruppe erfahrener bvvdler:innen um die Frischlinge herum und wusste ganz genau, wie zum Beispiel die Standbetreuung bei einem Kongress abläuft. Deutlich routiniertere Abläufe konnten vorgelebt und weitergegeben werden, deutlich mehr Personen konnten von den Neulingen bei Fragen angesprochen werden. So ist die Belastung unserer Erfahrenen derzeit zumindest gefühlt ungewöhnlich hoch.

Ein weiterer herausfordernder Punkt stellt subjektiv die plötzlich hochfrequent erscheinende Anzahl an Veranstaltungen dar, die Stellvertreter:innen der Studierenden besuchen dürfen. Das ist ein großes Privileg und soll nicht falsch verstanden werden. Nach zwei Jahren Ausfall oder Verschiebung ins Digitale ist es schlichtweg ungewohnt, dass nun ganze Wochenenden wieder neben dem Studium verplant werden können. Aus meinem ganz persönlichen Empfinden heraus: Ich merke, wie meine „Soziale Batterie“ einfach nicht mehr so groß ist wie früher, wie sehr mich fröhliche, kommunikative und produktive Zeit mit meinen Kommiliton:innen dann, wenn ich nach einigen Tagen wieder in meiner WG ankomme, doch auch geschlaucht hat. Events, bei denen ich mit mir weniger gut bekannten Vertreter:innen von Unis, aus der Industrie oder anderen tiermedizinischen Bereichen in Kontakt komme, sind noch aufregender, mit unzähligen neuen Erfahrungen und Eindrücken gespickt und folglich am Ende des Tages auch noch etwas ermüdender. Aus den Reihen meiner Mitstreiter:innen erlebe ich viele ähnliche Erfahrungsberichte. So wird es wohl noch etwas dauern, bis sich bei uns wieder eine gleichmäßigere Aufteilung der Termine und eine Routine in der Durchführung einspielen wird.

Apropos Routine – online haben wir als Verband in den vergangenen Jahren einen Weg gefunden, die Studierenden und auch Kooperationspartner:innen weiterhin abholen zu können. Unser Format „Nachgefragt!“ beispielsweise wurde von den Studis gut aufgenommen und ließ sie durch besonders niedrige Hürden in Kontakt mit Vertreter:innen aus der Berufspolitik, Industrie, Praxis und Universität treten.  Diese Veranstaltungsreihe hat sich bei uns etabliert und unter anderem zu einem in der Intensität nie da gewesenen Angebot an Veranstaltungen des bvvd geführt. Jedoch merkten auch wir schnell, dass das Überangebot an virtuellen Seminaren und Vorträgen in Zeiten von Corona nicht unbedingt positiv auf unsere Teilnehmendenzahl auswirkte – eine gewisse „digitale Müdigkeit“ stand einem immer ausgefeilteren Online-Portfolio gegenüber. Es war und ist gar nicht so einfach, von diesem routinierten Online-Angebot nun wieder auf Präsenz umzusatteln – all die Mühe war natürlich nicht umsonst und kann sicherlich immer mal wieder zum Einsatz kommen. Dennoch erfordert auch hier die (Rück-)Umstellung auf mehr Präsenz wieder mindestens genau so viel Arbeit und Einarbeitung, vor allem wenn man den Anspruch hegt, das Pensum zu halten, dass virtuell einfacher zu erreichen und zu halten war.

 

Chancen

Das es endlich wieder möglich ist, euch zu treffen ist für uns als ehrenamtlicher Verband in vielerlei Hinsicht essenziell.

In den vergangenen zwei Jahren zeigte sich immer deutlicher, dass die Anonymität des Virtuellen unser inhaltliches Angebot zwar leichter annehmbar zu machen schien, uns als Gruppe Engagierter jedoch wenig Substanz im Auge der Studierenden verlieh. Es fehlten schlichtweg die Gesichter, die Gespräche fern ab vom tiermedizinischen Content, die persönlichen Anekdoten, um sich menschlich anzunähern. Die Folge für uns: Immer weniger Studierenden erschien es von Interesse, sich uns anzuschließen. Es konnten schließlich keine Einblicke in die hintergründige Arbeit und den Zusammenhalt des erweiterten Vorstandes gegeben werden. Das wir nun wieder die Möglichkeit haben, den Studierenden „unsere Welt“ ein wenig näher zu bringen fördert nicht nur die aktuelle aktive Beteiligung dieser in der Hochschul- und Berufspolitik – es sichert auch langfristig das Fortbestehen des Vereins, der sich einzig und allein durch die Engagierten trägt. So konnten wir nach der kürzlich stattgefunden MV nach langen zwei Jahren des Kämpfens um den Nachwuchs aufatmen und uns darüber freuen, dass so viele Studierende auf uns zukamen, sich dem erweiterten Vorstand anzuschließen und somit einen Teil der zukünftigen Generation aktive:r bvvdler:innen ausmachen wollen.

Auch für die Aufklärung der Studierenden über unser Tätigkeitsspektrum ist die Rückkehr zur Präsenz ein Segen. Nun waren die Student:innen, die uns bereits kennen und beispielweise über Social Media verfolgen immer informiert über unsere neusten Projekte. Aber wie erreicht man zum Beispiel die Erstsemester, ohne sie überhaupt mal persönlich ansprechen zu können? Veranstaltungen, beispielsweise im Rahmen der Orientierungswoche, bei denen wir vor Ort und nicht-virtuell mitwirken dürfen, geben uns die Chance, die Tiermedizinstudent:innen zu erreichen, die uns noch nicht kennen.
Darüber hinaus ist die Möglichkeit, unsere Arbeit nun auch wieder in Präsenz durchzuführen auch ein interner Motivationsbooster ohnegleichen. Die Mühe unserer Ehrenamtlichen wird endlich wieder damit belohnt, dass sie über uns kostenfrei an Kongressen teilnehmen können und andere Veranstaltungen der Berufspolitik besuchen können. Aber auch die interne Arbeit wird besonders aufgewertet, wenn der Teamgeist durch gemeinsame produktive Wochenenden entsteht und in den freien Stunden abends die Beziehung der Vorständler:innen untereinander gestärkt wird. Wir haben regelrecht messen können, wie viel höher die Projektdichte nach unseren Vorstandswochenenden in Präsenz war und wie viel flüssiger unsere monatlichen Online-Sitzungen liefen, da sich nun alle mal „in echt“ kennenlernen konnten und so einander viel besser einzuschätzen wussten. Das online-Format ist für die interne Arbeit in unserem Verband ja nichts neues, dass für die Qualität dieser aber eindeutig kein regelmäßiger, direkter, persönlicher Kontakt fehlen darf, ist nun spätestens jetzt klar.

 

Fazit

Studierendenvertretung machen wir alle nicht „nur“ zum Spaß – daher gehört es für uns dazu, dass uns das Ehrenamt auch Arbeit und Mühe kostet. Der Aufwand, den die Umstellung hin zu einem online präsenten und inhaltlich für die Studierenden wertvollen Verein gefordert hat, ist dennoch nicht zu unterschätzen, genau so wenig, wie die fortdauernde Rückkehr zu präpandemischen Präsenzangeboten. Wir können also sehr gut nachempfinden, wie schwierig es sein kann, nun, da es möglich ist, wieder umzuswitchen auf Präsenz. Unterm Strich sind wir jedoch sehr froh, dass wir uns wieder vor Ort mit den Studierenden vernetzen dürfen. Erarbeitetes Know-How zu online-Formaten ist keine verlorene Zeit und wird uns sicherlich immer wieder zugutekommen oder – wenn es sein muss – bereit liegen, wenn online mal wieder die einzige Möglichkeit ist.
Der bvvd steht und fällt mit der Beteiligung der Veterinärmedizinstudierenden und diese sind der online-Veranstaltungen nicht nur müde, sondern auch durchweg begeisterter und motivierter, wenn sie Hochschulpolitik „zum Anfassen“ erleben. Die Mühe der Präsenzumstellung ist es also auf jeden Fall wert – etwas, das mit Sicherheit auch für viele andere Vereine, Institutionen aber auch zum Beispiel unsere Universitäten gilt und mit großem Gewicht in Betracht gezogen werden muss, bei der Abwägung, ob man sich die Arbeit der Rückkehr in die Präsenz machen sollte. Denn nicht nur wir als Studierendenverband sollten uns immer bewusst sein, dass die Zukunft unserer Arbeit in den Händen der jetzigen Studis und morgigen Tierärzt:innen liegt, die es auf alle Fälle für eine spannende und vielseitige Arbeit zu begeistern gilt.