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Praktikum als Lammhelfer?? – Es lohnt sich!

28. September 2020

Schon seit dem ersten Semester, habe ich darüber nachgedacht einmal die Möglichkeit zu nutzen und ein Praktikum auf einer Schaffarm zu machen.  Zwar hatte ich bis dato noch nicht viel Umgang mit Schafen gehabt, aber das sollte sich dieses Jahr dann ändern. Im Frühjahr habe ich es endlich geschafft, knapp bevor die Corona-Pandemie uns erreichte, ein 10-tägiges Praktikum auf einer Schaffarm in Nordfriesland (Tönningen) zu machen. Geplant war das Praktikum eigentlich zusammen mit einer Freundin, die sich aber leider zuvor verletzt hatte und nicht mitkonnte. Allein war ich trotzdem nicht, mit von der Partie war noch eine Saskia aus dem 1. Semester (TiHo Hannover).

Auf der Farm angekommen wurden wir herzlich von der Familie und dem Mitarbeiter begrüßt. Untergebracht waren wir im hofeigenen Ferienhaus, wo wir eine Wohnung für uns hatten. Gespeist wurde zusammen mit der Familie. Auf der Farm gab es neben Texel, Suffolk und schwarzköpfigen Fleischschafen auch noch zwei Hunde, zwei Ponys, ein paar Kühe und Meerschweinchen.

In den ersten zwei Tagen ging es auf dem Hof noch recht ruhig zu, was sich aber rasch änderte. Wir versorgten die Mutterschafe, welche zum Ablammen schon in den Stall gebracht wurden und jene, welche schon ihre ersten Lämmer geboren hatten. Natürlich gab es auch Schafe draußen auf den Wiesen, welche kontrolliert und zum Beispiel gegen Ektoparasiten behandelt werden mussten. Insgesamt gab es ca. 600 Schafe auf der Farm. Wir hatten allerhand zu tun und wurden schon am ersten Tag direkt mit eingebunden. Neben dem Füttern und der Pflege der Tiere, überstreuen in den Einzelboxen, Weiden ein- und umzäunen, Schafe umtreiben oder stempeln, kam die Geburtshilfe und medizinische Versorgung nicht zu kurz! Schon am ersten Tag wurde uns alles Nötige beigebracht und bereitgestellt und wir konnten jederzeit alles stehen und liegen lassen, um uns alles Interessante anzugucken und selbst mit anzupacken. Einmal täglich wurde eine Medikamentenrunde gemacht. Auch hier durften wir alles selbst machen – zum Beispiel von der Medikamentenapplikation über die Wundversorgung, schieben einer Nasenschlundsonde oder dem Unterspritzen eines Entropiums.

Aber es wurde nicht nur gearbeitet. Am Wochenende fuhr ein Teil der Familie mit uns an den Strand, so dass wir auch mal etwas Meer-Luft schnuppern konnten und an einem anderen Tag guckten wir uns noch das Eider-Sperrwerk an. Die Gegend um Tönningen herum ist sehr schön und das Wetter war die ganze Zeit über perfekt. Außerdem gab es auch eine lustige Geschichte. So war eine Schafherde durch den Zaun gegangen und beim Umtrieb entwischte uns dann eines der Schafe. Natürlich nicht, ohne zuvor einmal in den Graben gesprungen zu sein. So wanderte es dann schlammbesudelt durchs Dorf und verwüstete den Schuppen eines Anwohners – wo wir den Übeltäter letztendlich schnappten…

Es wurden immer mehr Lämmer geboren und wir konnten viel Lernen: Es gab Lämmer in Hinterendlage, Zwillings- und Drillingsgeburten, große Lämmer, welche im Geburtskanal stecken blieben, ein Schaf mit Prolaps vaginae, ein anderes mit Musculus rectus abdominis – Abriss. Wir lernten es, wenn zwei Lämmer zusammen im Geburtskanal steckten, diese richtig zuzuordnen und auszuziehen, in uteri eine Schlinge anzulegen, falls mal ein Kopf verdreht war oder auch die Geburt mit Prolaps vaginae zu meistern. An unseren letzten Tag musste auch noch das Schaf mit M. rectus abdominis – Abriss eingeschläfert und die Lämmer per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Das war sehr spannend zu sehen, leider überlebte nur eins der beiden Lämmer.

Des Weiteren wurde uns gezeigt, wie man einem Mutterschaf das Lamm eines anderen Schafes „unterjubelt“, falls nötig, und wir hatten ein paar Flaschenlämmer zu versorgen. Dabei tauften wir unser kleines Lieblingslamm, ein schwächlicher Drilling mit einer Adoptivmama, „Piggeldy“. Wir mussten Piggeldy zunächst mit der Flasche zufüttern, seine Mama kümmerte sich zwar rührend um sie, aber Piggeldy schaffte es nicht allein zu trinken. Dies führte dazu, dass sie schon schreiend angerannt kam, wenn sie uns hörte. Letztendlich gab es für Piggeldy und ein weiteres Lamm aus dem Vorjahr noch ein Happy end, denn sie endeten nicht als Osterlämmer, sondern durften mit Saskia nach Hause umziehen 😊

Alles in allen hat uns das Praktikum viel Spaß gemacht und wir konnten einiges Lernen und erste praktische Fähigkeiten üben. Die Familie war supernett und wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Wenn es zeitlich passt, werden wir im nächsten Jahr wieder hinfahren!

Liebe Grüße, Lea

(TiHo Hannover)