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Vereinbarkeit Tiermedizinstudium & Kind – Wie schafft man das zeitlich?

Das Tiermedizinstudium wird als einer der schwierigsten Studiengängen betrachtet. Es ist nicht nur anstrengend und anspruchsvoll, sondern vor allem ziemlich zeitaufwendig, da man sowohl an den verschiedenen Vorlesungen teilnehmen muss sowie danach auch noch den Lernstoff meistens nacharbeiten, um alles besser verstehen zu können.

Man könnte sich vorstellen, dass man dadurch fast keine Zeit mehr hat, um neben dem Studium noch was anderes zu schaffen. Trotzdem kann man unter den Studierenden viele Leute finden, die schon Kinder bekommen haben und es fast ohne Probleme schaffen, das Studium zu beenden während sie gleichzeitig ihre Kinder erziehen. Rebecca Rubin ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie ist eine Studentin im 2. Semester an der TiHo und kümmert sich neben dem Studium um ihre 2 Töchter.

 

TAppVaultier:   Hallo, Rebecca, erstmal vielen Dank, dass du an dieses Interview teilnehmen möchtest. Lass uns direkt mir der ersten Frage anfangen: Wie sieht ein normaler Uni Tag bei dir aus?

 

Rebecca:             Ich würde sagen es sieht im Moment so aus: Ich stehe morgens auf, dann muss ich meine Tochter für den Kindergarten fertig machen, dann fahren wir dorthin und im Anschluss fahre ich dann auch direkt wieder nach Hause, weil meine ältere Tochter Homeschooling hat und sie manchmal ein bisschen Hilfe braucht. Aber ich muss echt sagen, sie macht es super und hat das Homeschooling gemeistert.

Wenn ich wieder zu Hause bin, starte ich in meinem Zimmer den online Unterricht während meine Tochter im anderen Zimmer ihre Kurse macht. Es ist manchmal ganz lustig, in einem Zimmer ist dann halt Anatomie und im anderen Zimmer läuft gerade Kunstunterricht oder Matheunterricht.

An Tagen wo wir lange Vorlesungen haben wie z.B Montag ist es halt so dass ich mich ganz gut organisieren muss, damit ich genug Zeit habe, meine Tochter abzuholen und währenddessen nichts verpasse, vielleicht schaffe ich manchmal sogar auch noch kurz was einkaufen zu gehen.

Und wenn meine Tochter vom Kindergarten wieder zu Hause ist dann ist es natürlich ein bisschen trubeliger. Da muss ich wirklich ehrlich sein, es ist so, dass mitunter Vorlesungen laufen, die synchron sind, aber ich sie dann halt nicht so Folgen kann, weil das wirklich schwierig ist und ich dann von der Konzentration relativ raus bin.

Wenn der Uni Tag vorbei ist dann machen wir noch was Schönes. Irgendwann in den Abend gehen die Kinder ins Bett, mal früher mal später. Im Moment ist alles ein bisschen chaotisch, weil ja die ganze Routine insbesondere durch die Schule irgendwie fehlt und da merkt man dann halt schon den Unterschied. Manchmal gucke ich, dass ich ganz spät abends nochmal Sachen aufbereite so gut es geht, wenn beide schlafen aber manchmal bin ich auch einfach nur müde von dem Tag an und dann lege ich mich dann auch schlafen.

 

TAppVaultier:   Was machst du mit deinen Kindern, wenn du eine online Vorlesung hast bzw. wenn du zu einer Präsenzveranstaltung fahren musst?

 

Rebecca:             Zum Glück hat meine kleine Tochter in diesem Sommersemester einen Notbetreuungsplatz im Kindergarten bekommen, das war aber im Wintersemester nicht so. Nachdem die Corona Maßnahmen verschärft worden sind hatte ich defacto keine Betreuung mehr für meine kleine Tochter im Wintersemester. Meine ältere Tochter war auch nur im November in der Schule drei Wochen und danach begann der Szenario C für die Fünftklässler. Das bedeutet, dass sie seitdem die ganze Zeit Homeschooling hat. Wir hoffen jede Woche darauf, dass die Schule endlich wieder präsent stattfindet aber man muss einfach schauen wie die Zahlen sich entwickeln.

Wenn ich eine online Vorlesung habe dann läuft es wie ich schon sagte eigentlich ganz gut, weil meine kleine Tochter ja in der Betreuung ist und meine größere Tochter jetzt mit 10 Jahren schon nicht so dazwischen grätscht. Wenn sie sieht, dass ich mich konzentriere ist sie schon sehr achtsam, das ist ganz toll. Sie kann das ja auch ein bisschen von ihrem Homeschooling quasi nachvollziehen und dann weiß sie, dann man sich währenddessen auch ein bisschen konzentrieren muss.

Mit den Präsenzveranstaltungen ist es so, dass meine ältere Tochter dann daheim ist, also wenn Anatomie oder auch Physiologie stattfindet. Im letzten Semester, also im Wintersemester war es so, dass ich an den Präsenzveranstaltungen in der Anatomie nicht mehr teilnehmen konnte, weil ich damals für meine kleine Tochter keine Notbetreuung gefunden habe und ich sie natürlich nicht alleine lassen konnte. Das muss ich jetzt nachholen, aber ich richte mich im Moment einfach so ein bisschen nach diesem Minimalprinzip; ich probiere, das zu schaffen, was geht, aber es ist nicht so einfach, wenn man keinen kennt.

Wir sind hierher gezogen aus Nordrhein-Westfalen. Wir sind also quasi in ein anderes Bundesland gekommen, haben keine Familie hier und sind mitten in die Pandemie hierhin gezogen sodass wir auch noch keine richtigen Freundschaften entwickeln konnten. Das ist dann schon ein bisschen schwierig aber ich hoffe einfach ganz fest, dass es bald besser wird.

 

TAppVaultier:   Hast du das Gefühl, dass die TiHo dir genug Unterstützung und Alternativen anbietet, falls du z.B irgendwann ein Termin für eine Präsenzveranstaltung nicht wahrnehmen kannst oder an einer online Vorlesung nicht teilnehmen kannst?

 

Rebecca:             Also ich muss sagen, dass ich den Vorteil habe, dass ich immer angeschrieben werde. Ich finde es wirklich wundervoll, wenn die Präsenzveranstaltungen in Planung sind, dass Studierenden mit Kindern im Vorfeld berücksichtigt werden und dazu eine Abfrage stattfindet, zu welchen Zeiten wir zur Uni können/wollen.

Einmal wurde ich nicht berücksichtigt aber das war dann auch kein Problem, weil das dann im 1. Semester war, wo das auch nicht ganz klar war wie man das Ganze machen muss. Deswegen wusste die Hochschule damals noch nicht, dass ich Kinder habe. Ich habe mich dann einfach daraufhin gemeldet und dann ist noch eine Alternative gefunden worden, die gepasst hatte. Also ich wurde vom Anfang an quasi direkt berücksichtigt und deswegen muss ich einfach sagen, dass die Universität das ganz gut organisiert hat.  

Und jetzt bezogen auf die Prüfungstermine, ich konnte im Wintersemester an den Prüfungen leider nicht teilnehmen, das war zum einen Histologie -das steht jetzt bald an- und dann auch noch Zoologie und Physik. Aber da habe ich auch vom Anfang an klargemacht, dass ich da wohl nicht dran teilnehmen kann, weil ich keine Betreuung hatte. Da wurde mir auch vom Prüfungsamt ganz gut erklärt wie ich vorgehen kann, wann ich quasi die Sachen nachschreiben kann, zu welchen Konsequenzen es kommen kann, etc.

Also z.B werde ich meine erste Prüfung in Zoologie und auch in Physik erst beim dritten Termin schreiben und da wurde ich wirklich auch darauf hingewiesen, dass es dann sein kann, dass ich nicht für das dritte Semester zugelassen falls ich durchfalle, weil man ja alle Klausuren vom Vorphysikum geschrieben haben muss damit man zugelassen wird. Es kann aber auch sein, dass es natürlich alles klappt und dass ich dann weiter komme.

Man darf einfach in der jetzigen Situation, insbesondere mit den Kindern, nicht so verbissen sein, sonst kriegt man nur schlechte Laune. Es ist in diesen Zeiten wichtig, dass man immer noch gute Laune hat und nach vorne schaut und nicht nachher irgendwie gereizt ist. Seitdem ich das ein bisschen gelassener sehe klappt es auch viel besser.

Ich habe ja im letzten Semester alle Sachen quasi so schaffen können, dass ich jetzt einfach nur diese Prüfung sozusagen noch machen muss, ich hoffe einfach, dass es klappt ansonsten ja muss ich vielleicht das ein oder andere Semester wiederholen.

Wir hoffen einfach darauf, dass sich die Situation dann verbessert mit der Impfung und dass dann ein geregelter Alltag stattfinden kann und ich mich besser konzentrieren kann.

 

TAppVaultier:   Schaffst du es zeitlich, alle Vorlesungen (sowohl die synchronen als auch die asynchronen) immer direkt zu machen, oder musst du am Wochenende extra lernen?

 

Rebecca:             Es ist es tatsächlich so, dass mitunter die asynchronen Vorlesungen ein bisschen untergehen. Ich probiere immer, am Wochenende auch ein bisschen den Lernstoff nachzuarbeiten, aber andererseits muss ich natürlich auch gucken, dass wir auch was Schönes machen und das dann ein Ausgleich geschaffen wird. Das ist gerade immer so ein bisschen eine Wanderung, wie man das am besten macht aber ich gucke halt auch dass alles zeitlich passt.

Ich bin optimistisch und hoffe einfach darauf, dass die Schulen bald öffnen und das ich dann mehr Zeit sowohl für das Studium als auch für mich habe. Und natürlich freue ich mich auch schon für meine Tochter, wenn sie wieder zur Schule gehen kann.

 

TappVaultier:    Alles klar, danke für deine tollen Antworten! Wir hätten noch eine Frage für dich: Gibt es zusätzliche Sonderangebote von der Uni, die du noch gerne erklären würdest?

 

Rebecca:             Also die TiHo z.B ist eine familienfreundliche Hochschule, das war für mich auch ganz wichtig auch bei der Entscheidung, in Hannover zur Uni zu gehen.  Aufgrund dieser Corona Situation sind leider bestimmte „Features“ sozusagen nicht zu nutzen wie z.b. die Eltern-Kind-Räume, die man im Unigelände finden kann. Die sind alle jetzt geschlossen also kann ich leider nicht sagen, wie sie aussehen oder wie nützlich sie sind.

Wir haben auch diese Mensakarten für Familien. Da kriegt jedes Kind eine Mahlzeit umsonst und haben wir tatsächlich genutzt. Wir sind immer zu der Kantine von der Leibniz Universität gefahren und haben dort gegessen. Es war ganz nett, weil das Essen ganz gut war und die Kinder fanden das auch ganz witzig. Jetzt ist es so dass alle Kantinen wieder zugemacht haben sodass wir das nicht mehr benutzen können, aber wir hoffen mal, dass es bald wieder geht.

Es gibt sonst auch eine Notbetreuung von der Uni. Das sind pensionierte Leute, die quasi auf die Kinder in ihrer eigenen Wohnung aufpassen. Wenn alle Stricke reißen kann man sich an die wenden, allerdings habe ich das bisher noch nicht in Anspruch genommen, weil es tatsächlich so ist aufgrund der Corona Situation, dass andere Bedingungen sind und da muss man natürlich abwägen, ob man das dann wirklich macht. Sowas ist auch immer eine Vertrauenssache, und momentan versuchen wir ja alle unsere Kontakte möglichst gering zu halten.

Ansonsten finde ich dieses Programm eigentlich sehr gut, weil man das immer im Notfall benutzen kann. Ich werde das bestimmt auch in Anspruch nehmen, wenn diese Corona Situation vorbei ist.